Eine etwas ungewöhnliche Frage, aber mir ist aufgefallen, dass deutschsprachige Rechtsextreme oft Begriffe aus dem Englischen übernehmen, während sie selbst gegen die vermeintliche Sprachverunreinigung hetzen. Beispiele sind “Establishment”, “Great-Reset”, “Mainstream” und “Deep State”. Zumindest in Deutschland werden die Begriffe direkt aus der US-amerikanischen Rechten übernommen (anders in Österreich und der Schweiz?). Es gäbe gute Übersetzungen, also einfach nur Faulheit? Ein Versuch, mit fremden Begriffen zu imponieren? Vernetzung mit der US-Rechten?
Rechtsextreme sind Populisten. Sie machen und nehmen das, was gerade populär ist. Die Begriffe sind populär, deswegen werden sie übernommen.
Das ist nicht die Definition von Populismus.
Und dass der Begriff im Deutschsprachigen Raum so merkwürdig gebraucht wird, quasi immer in Verbindung mit Rechts, und immer als etwas negatives, widerstrebt mir schon lange.
Weil es den Rechten bei “der Verschandelung der deutschen Sprache” nie um die deutsche Sprache ging sondern das nur ein vorgeschobener Grund ist queere Menschen zu Gängeln, bei dem sie hoffen mehr Leute mitzunehmen als bei der eigentlichen Begründung: “Ich hasse Menschen weil sie anders sind.”
Den Bezug zu Queerness sehe ich nur bei “woke”, aber nicht bei “Establishment” etc.?
Ich hab die
RechtenRechtsextremen (Gehört CxU seit gestern auch offizell dazu) bisher sich nur über die “Verschandelung” aufregen hören wenn es um Gendersprache geht. Alles andere machen sie fröhloch mit. Ihnen ist Sprache und Land egal. Einfach nur ein haufen hasserfüllter Egoisten.Selbsternannte Hüter der deutschen Sprache treten ja in 9 von 10 Fällen wegen GeNdEr-GaGa auf den Plan, ich glaube das ist gemeint.
Aber das hat ja mit Anglizismen nichts zu tun.
Eben, deswegen sind die in den Augen der Rechtsextremen ja auch keine verschandelung.
Weil Rechte keine Werte haben, das ist alle nur Fassade zum Machtgewinn und -erhalt. Und da die USA (auch) auf Kultursieg spielen, übernehmen ALLE, egal welche politische oder unpolitische Richtung, Begriffe aus dem amerikanischen Englisch.
Dass sie ihre Ideale brechen ist klar. Du vermutest den Nutzen also darin, dass Anglizismen eh schon im Deutschen bestehen?
Joa so kann mans sagen. Eigene Begriffe zu etablieren ist viel mehr Arbeit als die gängigen zu übernehmen und hat zusätzlich den Nachteil, dass es die Menschen die nicht so im Thema sind eher verschreckt. Anglizismen zu nutzen ist also anschlussfähiger und einfacher.
Naja, Anglizismen sind auch außerhalb der rechten Bubble ganz normal.
Kaum einer nennt seinen Computer einen “Rechner”, und Mainstream ist auch abseits von Politik längst im Deutschen angekommen.Was ich viel seltsamer finde ist, dass Rechte oft Formulierungen übernehmen (mal übersetzt mal nicht), die in Deutschland inhaltlich halt kompletter Schwachsinn sind. Da merkt man dann wirklich, dass sie nur ohne zu denken, den Republikanern nachplappern.
Hier nennen alle den PC “Rechner”. Wer sagt denn bitte “ich fahre den Computer herunter”?
Wer kennt nicht das berühmte Magazin Rechner Bild Spiele, die Diskussionen, dass das Arbeitsamt Leute zu unnötigen Rechnerkursen schickt, die Rechnerfachgeschäfte in der Innenstadt und die beliebte Kennenlernlernunterhaltung, „Was machst du so?“ „Och, irgendwas mit Rechnern“?
Vor langer Zeit habe ich jemanden sagen hören, ein bestimmter FPÖ-Politiker sei so sehr gegen alles, was links ist, dass er auf seiner Website alle Links als Verweise bezeichnet.
Zangendeutsch-Moment.
Weil die rechtsradikale Leitkultur inzwischen aus den USA kommt und die Übersetzung von englischen Begriffen ins Deutsche Krinsch ist.
Die Rechten haben auch nichts gegen Ausländer, solange sie weiß sind und aus den richtigen Ländern kommen.
Übersetzung von englischen Begriffen ins Deutsche Krinsch ist.
Jürgen Elsässer übersetzt “Deep State” mit “Tiefer Staat”.
Also Vernetzung. Hm.
Abgesehen davon sind Rechte auch ziemlich unkreativ.
Hier in DE haben wir auch keine „wirklichen“ „Rechtsintellektuellen“ mehr, die sich Strategien überlegen würden. Wir haben ein paar Rechte, die „schlaue“ Wörter benutzen, die sie selbst nicht verstehen, aber keine wirkliche „Rechtsintellektuelle Szene“, wie z.B. in Frankreich.
Es gibt zwar Versuche von z.B. dem Antonius Verlag, die Rechten als Bewegung „intellektueller“ zu machen, aber richtig erfolgreich war das bisher nicht. Was aber erfolgreich war, ist die Etablierung von Talking Points, die jeder Vollidiot runterbeten kann.
Hier in DE haben wir auch keine „wirklichen“ „Rechtsintellektuellen“ mehr, die sich Strategien überlegen würden.
Sicher? Was ist mit so Typen wie Kubitschek und seinem “Institut für Staatspolitik”? Was mit den Autoren, die aus der zweiten Reihe durch so Magazine wie “Sezession” ihren ideologischen Unterbau betreiben? Die sind vielleicht etwas scheuer als in Amerika und wie “intellektuell” die wirklich sind, kann ich auch nicht beurteilen. Aber gerade dieses eher stille Agieren aus der zweiten Reihe finde ich etwas bedenklich…
Klar gibt es diese Versuche, ich würde sagen der Unterschied zwischen Deutschen und französischen „Rechtsintellektuellen“ ist, dass die französischen öffentlich deutlich moderater sind und auch an tatsächlichen wissenschaftlichen Diskussionen partizipieren, während die Deutschen hauptsächlich Strategien finden, die von anderen Rechten ausgeführt werden
Fazit: Die Zeiten des Ethnopluralismus sind vorbei?
Nein, leider nicht.
Ich hatte den Begriff als Erfindung der Pseudo-Intellektuellen im Kopf? Wenn die weg sind, sollte der Begriff ja auch weg sein, solange er sich noch allgemein in der Rechten etabliert hat? Der Rassismus, der sich dahinter verbirgt, bleibt ja trotzdem.
Die gibt’s an allen Ecken und Enden - schau dir z. B. an, wie eng Orban und die Republikaner zusammenarbeiten.
Ja, das ist klar, aber es geht ja eher um die sprachliche Übernahme von Begriffen.
Ich glaube, da schwingt auch die Hoffnung mit, etwas von dem Momentum von dort für die eigenen Zwecke abzugreifen. Die würden auch gerne wie Trump an die Hebel der Macht kommen und das Land komplett scham- und konsequenzenlos zum eigenen Vorteil umkrempeln.
Weil die noch nie sehr kreativ waren, ich sage nur Anti-Antifa, Mensch wie einfallsreich.
Schon, aber wenn, sie nicht Anti-Antifa benutzen würden, um ihre Ablehnung der “bösen linken Steinewerfer” zum Ausdruck zu bringen, müssten sie ja zugeben, dass sie Faschisten sind und der Begriff ist in Teilen Europas immer noch negativ konnotiert.
es gab (gibt) da diesen videoclip, wo ein gewisser martin “the hosenprunzer” sellner sagt, man solle als strammer rechter keine anglizismen verwenden, weil das sei -zitat- “cringe”.
wenn den noch jemand hätte wäre sehr geil.
Ich denke mal, das ist heute so wie zur Nazi Zeit mit dem “Internationelen Finanzjudentum” oder “Bolschewiki” das ist ja auch ein abstrakter Begriff in den man viel hinein interpretieren kann und sich daher wie perfekt für Verschwörungstheorien eignet. Also ich vermute gerade schwammige Begriffe oder direkt aus einer Fremdsprache eignen sich besser dafür, oder?
Die Leute, die diese Begriffe nutzen, wissen entweder nicht wofür sie stehen (ich hab so einen Onkel smh), oder versuchen aktiv sie Umzumünzen (wie bei “woke”). Hier geht es ja nicht um objektive Definition von Begriffen sondern subjektive Projektion der eigenen Unzufriedenheit auf ein gemeinsames Feindbild. Wenn das Juden, Ausländer mit einem gewissen mindestpigmentierungsgrad oder Linke sind, gilt bei denen wahrscheinlich der Feind meines Feindes ist mein Freund.
Dass das ganze zunehmend aus dem Englisch stammt, würde ich damit erklären, dass die “Vordenker” der deutschen Rechten entweder von US-Amerikanischen Influencern in asozialen Medien radikalisiert wurden, oder sehen wie effektiv diese Kampfbegriffe sind in den USA sind. Viele von denen haben ja schon einen recht kleinen Wortschatz in deutsch, da ist das wahrscheinlich zu viel verlangt die “Fachbegriffe” auch noch zu übersetzen.
wissen nicht wofür sie stehen
Das würde für eine imponierende Wirkung sprechen, die Erfurcht hervorrufen soll.
“Establishment” oder “DeepState” sind als Wörter auch viel leichter als “jüdisch-bolschewistische Weltverschwörung”.
Schließlich ist Большевики nicht gerade ein urdeutsches Wort, was die Nazis damals auch nicht aufgehalten hat.
Das bringt mich auf eine Idee. Könnten die Anglizismen gerade deswegen verwendet werden, weil damit das “Fremde” hervorgehoben wird? Also die Deutschen vs den (fremden) “DeepState”?
leichter als “jüdisch-bolschewistische Weltverschwörung”
Das könnte aber auch imponierend wirken, weil manch ein Mensch das Wort vielleicht zuerst nicht versteht. Und neue Weltordnung NWO hatten wir ja trotzdem, bloß wurde es durch Great-Reset etc. ersetzt, auch wenn es sich einfach mit NWO ablösen lässt.
das “Fremde” hervorgehoben wird
Müsste man beobachten, bisher fallen mir tatsächlich nur anglisierte Feindbeschreibungen auf.
Außerdem ist die “jüdisch-bolschewistische Weltverschwörung” seit Mark Uwe Kling zu positiv konnotiert
Weil es funktioniert. Warum funktioniert es wäre eine interessante Frage, die ich leider auch nicht so wirklich beantworten kann. Vielleicht macht es leichter die eigenen Inhalte mit denen auf Social Media zu verbinden oder so
Nazis sind dumm.
Das ist alles.
Und genau so einfach will ich es mir nicht machen.
Beim Faschismus geht es nicht um Wahrheit, Logik oder ideologische Stringenz. Es geht darum, die eigenen Impulse hemmungslos auszuleben. Alles andere ist Mittel zum Zweck.
Aber sie versuchen ob bewusst oder nicht, ihre Theorien einsickern zu lassen. Wie helfen die verhassten Anglizismen dabei?
Du erwartest, dass Nazis konsistent, logisch und widerspruchsfrei gemäss ihrer kranken Ideologie agieren. Dies ist nicht möglich, da ihre Ideologie widersprüchlich ist.
Und weil Nazis dumm sind.
Es hat keinen Sinn, zu fragen, warum ein Vollidiot gegen die Wand gelaufen ist. Er ist schlicht und ergreifend zu dumm, nicht in die Wand zu laufen. Da ist es egal wie viel er davon schwafelt wie Wände zu vermeiden seien oder er sie nicht möge oder was auch sonst. Er ist buchstäblich nicht dazu in der Lage, nicht dumm zu sein. Das sind Nazis.
Ich erwarte nur, dass sie tun, was ihnen einen Vorteil verschafft, dazu sind sie durchtrieben genug. Das muss in sich nicht konsistent sein, aber zu ihrem Vorteil.